Auftaktveranstaltung zum Weltgästeführertag 2024
... in Heidelberg „Straßen, Gassen, Brücken, Plätze“
ein großartiges, buntes Programm erwartet unsere Besucherinnen und Besucher in Heidelberg!
Als wir bei der BVGD-Tagung in Kassel im März 2023 das Gewinnermotto des Weltgästeführertags hörten, waren wir wie elektrisiert, denn dieses Motto passt einfach perfekt zu Heidelberg! Nun findet am Samstag, den 17. Februar 2024, die deutschlandweite Auftaktveranstaltung des Weltgästeführertags in Heidelberg statt, und wir 160 Heidelberger Gästeführerinnen und Gästeführer freuen uns schon riesig auf viele interessierte Besucherinnen und Besucher! Die Vorbereitungen laufen bereits auf Hochtouren. Viele Kolleginnen und Kollegen beteiligen sich an dieser besonderen Aktion und planen ein großartiges, buntes Programm.
Prägend für unsere Altstadt im Neckartal ist die Hauptstraße. Über 1,8 km zieht sie sich parallel zum Neckar mit ihren vielen Geschäften, Restaurants und Cafés von der östlichen bis zur westlichen Grenze der Altstadt und eignet sich zu jeder Jahreszeit für einen gemütlichen Bummel. Heidelberg verfügt aber auch über viele charmante kleine Gassen. Sie zweigenalle rechtwinklig von den zum Neckar parallel verlaufenden Straßen der Altstadt ab undführen hinunter zum Fluss.
Unter unseren Brücken ist als wichtigste die wunderschöne steinerne Alte Brücke zu nennen, die „Carl-Theodor-Brücke“. Diese ließ der bei seinen Untertanen sehr beliebte Kurfürst der Pfalz, Carl Theodor, 1788 errichten und ersetzte damit die Vorgängerbrücke, die aus Holz konstruiert war und 1784 vom schlimmsten Hochwasser, das Heidelberg je erleben musste,einfach hinweggerissen worden war.
Aber auch viele traditionsreiche Plätze hat die Heidelberger Altstadt zu bieten: Karlsplatz, Kornmarkt, Marktplatz, Fischmarkt und Universitätsplatz, um nur einige zu nennen, sind beliebte Orte für Gäste wie für die Heidelbergerinnen und Heidelberger selbstund werden häufig von uns mit unseren Gruppen besucht. Hier gibt es viele spannende Details der Heidelberger Geschichte zu erzählen, und romantische kleine Cafés laden zum Verweilen ein.
Für den Weltgästeführertag haben sich die Kolleginnen und Kollegen daher einen Stationenbetrieb überlegt, der die vielen schönen Straßen, Gassen, Brücken und Plätze einbezieht und zur Geltung bringt.
So werden gleich am östlichen Ende der Altstadt am Karlsplatz, benannt nach dem ersten Großherzog, der ab 1806 Heidelberg als Stadt des neugegründeten Großherzogtums Baden regierte, drei Kolleginnen auf unsere Gäste warten. Die erste wird alsLiselotte von der Pfalz aus ihrem Leben erzählen. Liselotte lebte als verheiratete Herzogin von Orléans und damit Schwägerin des französischen Sonnenkönigs Ludwig XIV. im 17. Jahrhundert im Schloss von Versailles und weinte bitterlich um das ihretwegen zerstörte Heidelberger Schloss.
Die zweite Kollegin wird im herrlich-deftigen Kurpfälzer Dialekt den modernen Sebastian-Münster-Brunnen des berühmten Heidelberger Kosmographen erklären – vielleicht erinnern sich einige noch, dass er zu DM-Mark-Zeiten sogar auf dem 100 DM-Schein abgebildet war? Und am anderen Ende des Karlsplatzeswird eine dritte Kollegin als Marianne von Willemer auftreten und u. a. von ihren geheimen Treffen mit Johann Wolfgang von Goethe in Heidelberg und von ihrer Rolle als Co-Autorin des West-Östlichen Diwans berichten. Auch das Blatt aus Goethes berühmtem Ginkgo-Gedicht wird dabei eine Rolle spielen.Neben den historischen Auftritten der Kolleginnen ist ein weiterer Augenschmaus das Schloss selbst, das man, oberhalb des Karlsplatzes gelegen, in seiner ganzen Schönheit bewundern kann.
Die nächsten beiden Stationen befinden sich am Kornmarkt, an dem ein Kollege sich den Gästen als Herr Niklaus Riggenbach vorstellen wird, der 1890 als leitender Ingenieur an der Erbauung der Heidelberger Bergbahnbeteiligt war. Die Bergbahn führt nicht nur zum Schloss, sondern auch zum Gipfel des Königstuhls, unseres Hausbergs. Riggenbach selbst war kein Heidelberger, sondern ein Schweizer, der im Rahmen seiner Aufgabe auch erzürnte Droschkenfahrer besänftigen musste, die um ihre Arbeit fürchteten. Die nächste Kollegin wird ihre Gäste zurück ins Mittelalter locken, indem sie sich als Nachtwächter vorstellen und– neben Erklärungen zudiesem wichtigen Beruf – gute Ratschläge geben wird, mit welchen Wehwehchen man in früheren Jahrhunderten bei wem vorstellig werden sollte– und bei wem eher nicht!
Ganz ähnlich wie der Nachtwächter war auch der Henker eine wichtige Figur in der Stadtgeschichte! Am Marktplatz, seit dem Mittelalter der wichtigste Platz Heidelbergs, wartet die Tochter des Henkers auf die Gruppen und wird allen, die schon immer mal wissen wollten, was das Abschneiden einer Nase kosteteund wo in Heidelberg die Schattenseiten dieser wunderschönen Stadt zu finden waren, Auskunft geben. Am gegenüberliegenden Ende des Platzes warten dann schon Anna von Medici und Kurfürst Johann Wilhelm und geben auf amüsante Weise einen Einblick in die enormen Aufwendungen für den barocken Wiederaufbau der Altstadt, die durchfranzösische Truppen im Auftrag des Sonnenkönigs Ende des 17. Jahrhunderts niedergebrannt worden war.
Ein paar Meter weiter spielt die Romantik des 19. Jahrhunderts die Hauptrolle: Victor Hugo ist zu Besuch und liest aus Briefen an seinen Freund Louis. Einmal ums Eck herum am Fischmarkt erläutert ein Fischweib, warum die häufigen Religionswechsel in der Kurpfalz – phasenweise war sie auch als „das dritte Genf“ bekannt – schlecht fürs Geschäft waren und warum Alkohol eine katalysierende Wirkung auf die Rekatholisierung hatte.
An unserer wunderschönen Alten Brücke steht unsere älteste Heidelbergerin: Pallas Athene, Göttin der Weisheit und Beschützerin unserer Universität, denn wir haben mit Gründungsdatum 1386 die älteste Universität auf heute deutschem Boden. Diese musste durch viele politisch schwierige Phasen verteidigt werden, nicht zuletzt gegen den Feldherrn der katholischen Truppen während des Dreißigjährigen Krieges, Tilly, der am Raub der BibliothecaPalatina beteiligt war, einstmals berühmteste Bibliothek im westlichen Europa!
Um die Geschichte der Ruprecht-Karls-Universität, die für Heidelberg so wichtig ist,besonders hervorzuheben, werden zwei Kolleginnen den Besucherinnen und Besuchern des Weltgästeführertags diese Geschichte in einstündigen Zusatzführungen näherbringen. Dabei werden sie von der Gründung 1386 bis hin zum Exzellenzstatus ab 2006 die wichtigsten Entwicklungen erklären, darunter auch die unter den badischen Großherzögen zu neuer Blüte gekommenen Naturwissenschaften im 19.Jahrhundert.
Für Architekturinteressierte wird eine dritte einstündige Zusatzführung zum Thema „Heidelberg im Barock“ angeboten werden.
Jessica Lenz
Heidelberger Gästeführer e.V.